Anhänger Vergleich – AUTO BILD 8/2003
und ADAC Test vom 29.04.2019
Der feine UnterschiedTempo 70, Fahrtest im Grenzbereich: Hektische Ausweichmanöver führen gerade bei leichten Anhängern zum Abheben der Räder.
Das Szenario kennt jeder: Werkbank aus dem Baumarkt holen, Sperrmüll wegfahren oder die Urlaubsausrüstung für die Großfamilie mitnehmen. Aber wie transportiert man das alles? Machbar ist dies mit einem 750 kg Pkw-Anhänger. Der ADAC hat sechs dieser Anhänger in der Preisklasse bis 770 Euro getestet. Drei von sechs Anhängern zeigen deutliche Schwächen, zwei davon fallen sogar mit dem ADAC Urteil “mangelhaft” durch. Bei den Anhängern MST71A von Stedele und TL – EU2-AR von TPVTrailer berührte der Reifen bei Ausweichversuchen im voll beladenen Zustand ab circa 70 km/h den Rahmen beziehungsweise den Aufbau. Dies gilt bei der Hauptuntersuchung als erheblicher Mangel. Ein solcher Anhänger dürfte im Straßenverkehr nicht mehr betrieben werden. Eine Meldung an das Kraftfahrtbundesamt (KBA) ist bereits erfolgt. Der Stedele MST71A erhielt darüber hinaus auch wegen der nicht den technischen Regeln entsprechenden Schraubverbindung an den Felgen das ADAC Urteil „mangelhaft“. Auch hierüber wurde das KBA bereits informiert. Doch auch der teuerste Anhänger im Test, der Unsinn WEB10, zeigt Auffälligkeiten: Bei den Haltbarkeitstests verlor er alle acht Holzschrauben, mit denen der Ladeboden am Unterboden fixiert wird. Die verlorenen Schrauben können nicht nur zum Ärgernis für andere Verkehrsteilnehmer werden, der Verlust der Schrauben verringert auch die Stabilität des Anhängers. Beim Ausweichtest konnte bei diesem vorgeschädigten Anhänger ein Kontakt der Reifen mit dem Rahmen festgestellt werden. In der Summe erhält dieser Anhänger dadurch nur das Urteil „ausreichend“. Testsieger mit dem ADAC Urteil „gut“ ist der Stema Variolux 750. Bestes Fahrverhalten und gute Noten in der Handhabung zeichnen ihn aus. Auf Platz zwei mit dem ADAC Urteil 2,5 folgt der Brenderup 1205SUB750. Großes Plus: Er besitzt eine klappbare Deichsel, durch die er platzsparend abgestellt werden kann. Positiv ist neben der Kippfunktion auch die Ausstattung mit Sicherungsseil und einem 13-poligen Anschlussstecker. Schwere Hänger haben mehr Reserven – Auto Bild 2003Drei Grad, Sonnenschein, trockene Fahrbahn – ideale Test-Bedingungen auf der AUTO BILD-Messstrecke. Alles wie gewohnt, nur die Testkandidaten nicht. Wo sonst die neuesten Modelle der Automobilbranche zeigen müssen, welche Leistungen in ihnen stecken, wedeln diesmal Anhänger um die Pylonen. Wir wollten wissen: Können billige Hänger aus dem Baumarkt mit teuren Markenprodukten mithalten? Die Theorie spricht für die Sonderangebote. Denn die meisten Hänger-Hersteller leisten sich keine komplizierten Fahrwerke. Simple Starrachs-Konstruktionen, die von Elastomeren, also Gummiblöcken, auf Kurs gehalten werden, sind Standard. Der Praxistest belehrte uns eines Besseren: Im Tanz um die Pylonen stiegen die drei Anhänger der 500-Euro-Klasse auf, ließen sich aber wieder auf Kurs bringen. Teurere Hänger mit ähnlicher Achskonstruktion spurten besser. Des Rätsels Lösung liegt im Gewicht. Leicht gebaute, unbeladene Anhänger – wie Stema BL 700, Brenderup 1205 S und Böckmann SU 7521 – springen eher, können sich in Gefahrensituationen, zum Beispiel beim plötzlichen Ausweichen, aufbäumen. Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Das kann auch mit schweren Anhängern passieren – nur liegen hier die Reserven höher. Alte Weisheit: Qualität kostet etwas mehrVerschluss – links kräftig und robust ausgelegt, gesichert gegen ungewolltes Öffnen. Rechts ungesichert, Klemmgefahr, Hebel scheuert über das Blech, Rostgefahr.
Wer mehr Sicherheit will, muss tiefer in die Tasche greifen: Der aufwendig gefederte und gebremste Böckmann mit WCF Plus Fahrwerk kostet ab 2490,00 Euro. Hohes Gewicht und große Reifen bedeuten Sicherheit Reifen – links breite Bereifung (185/70 R13) mit großzügigem Tragfähigkeitsindex. Rechts dünne 155/70 R13 mit einer Tragfähigkeit gerade über dem zulässigen Gesamtgewicht.
Beim Anhänger gilt noch die alte Regel: Qualität kostet. Das zeigt sich vor allem bei Verarbeitung und Materialwahl. Der Stema stellt das Schlusslicht dar. Seine wesentlichen Minuspunkte sind: dünne Bleche für Seitenwände, Klappe und Verbindungswinkel. Dieser Anhänger verwindet sich schnell. Unser Testkandidat stand bei Testende reichlich verbeult da. Keine gute Referenz für ein langes Leben hinterm Zugwagen. Etwas stabiler: der SU 7521 von Böckmann. Klappenscharnier – links solide, mit langer Lasche und fest mit Rahmen und Klappe verschweißt. Rechts winzig klein, dünne Schrauben, dürftige Achse – wie lange das wohl hält?
Eckverbindungen – links durchgeschweißte Profile, geben guten Halt. Rechts angenietete Blechwinkel bieten wenig Widerstand und verbiegen leicht. Bodenplatte – links auf stabilen Profilen, mit verschraubten und verschweißten Winkeln. Rechts dünne Nieten auf dünnem Winkelblech. Verzurrhaken – links außen liegend, kräftig dimensioniert, rechts innen liegend, schwach ausgelegt.
Wer aber in der unteren Preisklasse mehr als ein Minimum an Qualität verlangt, sollte den Brenderup 1205 S wählen. Für die Fahrt zum Baumarkt oder den Abtransport von Gartenkompost reicht dieses Modell allemal. Für Profiware kassiert der Händler noch mal mindestens 370 Euro mehr. Die soliden, U2 von Koch und H2 von Saris taugen selbst für strapaziösen gewerblichen Betrieb. Gute Pflege vorausgesetzt, hält dieses Duo ewig. Alle, die mehr als 750 Kilo transportieren wollen, müssen zu teureren, gebremsten Hängern greifen, die bis zu einem Gesamtgewicht von 3500 Kilo reichen. Hier stimmt die Qualität. Alle vier von uns getesteten gebremsten Anhänger sind robust genug für den täglichen Einsatz. Der Brenderup 2260 S fällt etwas gegen die sehr solide gearbeiteten Anhänger von Koch, Böckmann und Saris ab. Dafür kostet er aber auch weniger. Pflege-Tipps, Kauf-Tipps, Fahr-TippsPflege-Tipps Für Anhänger wie für Ehen gilt: Werden sie gepflegt, halten sie ein Leben. Also: im Winter Anhänger regelmäßig waschen. Zusätzlich Blech mit Wachs schützen. Scharniere, Kupplungskopf und Verschlüsse schmieren. Stecker mit Kontaktspray vor Nässe und Gammel schützen. Schmiernippel an gebremsten Zugeinrichtungen nach Herstellerangaben abschmieren. Kauftipps Qualität hat ihren Preis. Das gilt auch für gebrauchte Anhänger. Wichtig ist der Zustand von Aufbau und Bodenplatte. Vorsicht auch bei den Reifen. Die sind häufig uralt. Für Tempo-100 km/h-Gespanne sollten sie nicht älter als sechs Jahre sein. Funktioniert die Beleuchtung? Bei gebremsten Anhängern immer auch eine Funktionsprüfung der Auflaufbremse durchführen. Fahr-Tipps Wichtig für die Fahreigenschaften ist die richtige Beladung. Das zulässige Gesamtgewicht aus den Papieren einhalten. Gewicht gleichmäßig über die Achse des Anhängers verteilen. Stützlast des Anhängers und des Zugfahrzeugs einhalten. Nicht schneller als die erlaubten 80 km/h bzw. 100 km/h. Gerät ein Anhänger ins Schleudern, Geschwindigkeit langsam reduzieren. |